{enthält unbeauftragte Markennennungen}
Du kaufst ein Haus. In den seltensten Fällen passt alles.
Du machst vor dem Einzug das Nötigste, denn es ist alles mit enormen Ausgaben und zeitlichem Aufwand verbunden. So ein Gästeklo steht da schnell mal hinten an, es funktioniert, da ist das Aussehen zweitrangig. Viel wichtiger sind die Wohnräume und die Küche. Das Gästeklo, ach, das machen wir irgendwann.
Die Jahre gehen ins Land, das Gästeklo funktioniert immer noch und sieht immer noch scheisse aus. Hier und da haben wir halbherzig optische Veränderungen getätigt. Neuer Klodeckel, das war ein Highlight. Beigefarbene Keramiken sehen einfach blöd aus, und die Kloschüssel ist riesig…sehr lang. Wenn jemand größer als 1,80m ist, dann reichen die Knie bis an die Tür, weil die Grundfläche der Gästetoilette nur ein knapper Quadratmeter ist.
Egal, wir erinnern uns, es erfüllt seinen Zweck. Und weitere Jahre gehen ins Land und du stellst fest unter den Bodenfliesen sind Hohlräume und es fehlt an einigen Stellen die Fugenmasse. Die Wandfliesen gehen dir mittlerweile auf die Nerven und überhaupt, es sieht (immer noch) scheisse aus.
Der obere Bereich über der Wandinstallation der Spülung war gefliest, was dem Bereich so einen Hauch von Schlachthaus verlieh. Nun, da hatte ich noch Rigipsplatten von anderen Renovierungen übrig, Montagekleber und schon waren die Fliesen weg. Fürs Erste habe ich einen Rest Tapete aufgeklebt. So eine richtig schicke Steinwandtapete in grau. Sah erstmal schon besser aus als vorher.
Mein Mann hat ne neue Beleuchtung gebaut und so blieb das dann wieder endlose Monate bis Jahre.
Dann sanierte der Nachbar sein Gästeklo und wir erbten sein Waschbecken (ohne Armaturen). Ressourcen nutzen, Nachhaltigkeit, es wird nichts weggeworfen was noch gut ist. Das geerbte Waschbecken sah modern und schick aus und strahlend weiß.
Die Steintapete hatte ich zwischenzeitlich gegen eine schicke Designertapete getauscht. Weiß mit goldenen und schwarzen Ananas (ein Schelm der Böses dabei denkt). So eine abgefahrene Tapete!


Das Farbkonzept war schnell gefunden (Danke an HGTV und die inspirierenden Sendungen über Renovierungen). Die Tapete mit den goldenen und schwarzen Akzenten, 2/3 der Fliesen im oberen Bereich schneeweiß und das untere Drittel dunkelgrün. Der Boden dunkel, die Armatur matt schwarz. Vor meinem geistigen Auge ein unschlagbares Design. Und ja, dunkle Farben in kleinen Räumen geht voll klar! Es kommt auf das „wie“ an.
Das recycelte Waschbecken stand etwa 6 Monate auf Halde, die neue Farbe für die Fliesen war längst bestellt und geliefert, und doch dauerte es ewig bis zum Startschuß.
Das alte Waschbecken hatte mittlerweile einen Riss und war immer noch scheiße beige.
Wir fangen eigentlich nie Hals über Kopf an etwas zu arbeiten. Versuchen zu planen etc.
Mein Mann wollte einen auf Maß gefertigten Untertisch für das neue Becken bauen und so begann das Abenteuer.
Zeichnung anfertigen, im Baumarkt das Material zusägen lassen um zu Hause festzustellen, dass man vergessen hatte Maße zu aktualisieren……alles neu oder den Fehler einfach ins Design einbeziehen? Letzteres, weil Material exorbitant teuer geworden war.
Kleiner Hinweis, wer Lamellos zum Verbinden benutzen möchte, der sollte bein Zusammenbau anders vorgehen, wir haben uns total vergaloppiert und letztendlich verschraubt statt verklebt.
Bis der fertige Waschtisch also vor uns stand haben wir geflucht, geschwitzt, uns beschimpft, verzweifelt Lösungen gesucht und doch letztendlich ein stabiles Designerstück kreiert.
Es kam der Tag, an dem wir das alte Waschbecken von der Wand nehmen wollten, die Streicharbeiten sollten ja auch mal beginnen. Du demontierst Wasserhahn, Siphon und Wasserleitungen…..besser gesagt du willst das alles entfernen. Tja, Pustekuchen. Das Eckventil ließ sich nicht schließen, es musste ein neues Eckventil her und eingebaut werden. Glücklicherweise haben wir einen Nachbarn vom Fach. Der hat das mal eben erledigt.
Dann löst du die Schrauben vom Waschbecken, schneidest oben die Silikondichtung ein und stellst fest, es bewegt sich keinen Millimeter. Nicht ein bisschen. In gar keine Richtung.
Was haben wir nicht alles probiert. Essigessenz zum Lösen von Silikon, Sägeblatt, Cuttermesser, nix half. Letztes Mittel der Wahl, rohe Gewalt, aber ohne die Fliesen zu beschädigen.
Dicker Hammer, Decke und eine Wanne unter das Waschbecken und kurz drauf hatte das hässliche Ding verloren. Es dauerte noch ziemlich lange, bis alle Reste von der Wand gekratzt waren. Der Vorbesitzer hatte vollflächig irgendeinen Kleber aufgetragen, der bombenfest hielt und seinem Namen alle Ehre machte. Egal, das Ding war weg und wir konnten weiter machen.




Zum technischen Part gesellte sich ja auch das Dekorative.
Nachdem das Waschbecken weg war, habe ich begonnen die Fliesen zu streichen.
Es zahlt sich aus, wenn man sorgfältig abklebt, die Fliesen gut reinigt, anschleift (ein Witz, so eine Glasur ist verdammt widerstandsfähig), wieder reinigt und entfettet.


Es wäre sicherlich lustiger und weniger nervig gewesen, wenn die Fliesenfarbe gedeckt hätte. Man konnte zwar recht zügig den Fortschritt erkennen, es waren aber bis zu 5 Anstrichen nötig. Die Haftung war und ist nicht sonderlich gut. Dazu später mehr. Meine Farbauswahl fiel auf weiß und dunkelgrün. Dazu passen richtig gut mattschwarze Armaturen und Möbel und goldene Akzente.
Wir waren zum Aussuchen der Armatur, der Toilette und zur Beschaffung des ganzen Kleinkrams gefühlte 100x im Baumarkt.
Wenn du nur wenig Platz zur Verfügung hast, dann hast du die Möglichkeit eine verkürzte Keramik zu nehmen. Da waren wir uns ziemlich schnell einig, das Modell stand fest, war ein Standard und für relativ kleines Geld verfügbar.
Nein! So einfach war das natürlich nicht!
Kleine Keramik, günstger Preis, das hiess aber auch, dass der Klodeckel eine sehr kleine Öffnung hat! Es sah aus wie eine Kindertoilette!
Für den ausgewachsenen Herrn gab es da nur zwei Möglichkeiten. Beim Ritt auf dem weißen Pferd hättest du entweder vorne oder hinten das Problem mit ausreichend Platz. Ich will nicht näher drauf eingehen, ich denke du weisst was ich meine…..
Ein Frau kann da einfacher „justieren“. Und ehrlich gesagt, wollte ich meinem Mann und allen männlichen Besuchern dieses Erlebnis ersparen.
Natürlich gab es eine passende Keramik mit normal großem Durchlass! Ein namhafter Hersteller lässt sich die Variante richtig teuer bezahlen!
Man lebt nur einmal, also war die Entscheidung gefallen.
Wir kauften allerdings nicht im Baumarkt, sondern im Fachhandel (der trotzdem erheblich günstiger war).
Also die Entscheidung für die Toilette stand.
Der Berater im Fachhandel machte uns noch drauf aufmerksam, dass der Spülkasten umgebaut werden muss. Die Wassermengen für ein randloses Klo sind anders und wenn du Wasserspiele und nasse Füße vermeiden möchtest, dann solltest du dich dran halten.
Ja klar, warum sollte man auch einfach so weiter machen. War ja klar, dass es noch weitere Hürden gibt.
Das Gästeklo war auf jeden Fall schon ein Reizthema und die Laune ein wenig getrübt. Das Projekt zog sich auch schon wie ein Kaugummi.
Jetzt muss man sagen, das Haus ist vermutlich in den späten 90ern das letzte mal renoviert worden, ergo, alles in und um den Spülkasten also in die Jahre gekommen.
Im Internet konnten wir zwar Videos finden, die den Umbau genau beschrieben, aber immer war da auch die Warnung, dass der Kunststoff über die lange Zeit brüchig geworden sein könnte. Und wenn du essentiell wichtig Teile zerbrichst, könnte das den Abriss der alten Hinterwandinstallation zur Folge haben. Ein Alptraum.
Immerhin hatte die alte Installation tatsächlich ein Typenschild und im Internet war das passende Umbaukit schnell bestellt. Du wirst schon mißtrauisch, wenn etwas einfach so funktioniert.
Den Abriss vor Augen haben wir unseren Nachbarn (den vom Fach) um Hilfe gebeten. Du fummelst nämlich im Blindflug filigrane Teile in eine Öffnung, in die kaum 2 Hände rein gehen.
1. Versuch, das Wasser lief nach.
Unwichtig zu erwähnen, dass der Absperrhahn sich nicht bewegen ließ. Ein Austausch war uns zu riskant, da wären wir dem Abriss ganz sicher sehr nahe gekommen. Also stand immer einer im Keller und drehte den Haupthahn zu.
Alles wieder raus, und zweiten Versuch gestartet. Mein Mann wurde kurzerhand zum Lehrling ernannt und montierte unter fachlicher Anleitung das neue System. Und es war dicht!
Wieder ein Häkchen auf unserer todo Liste.
Für den Boden wollte ich ursprünglich irgendwas, was nicht so aufträgt. Die alten Fliesen sollten drin bleiben, ich hätte einfach was drüber gelegt. Im Baumarkt riet man uns dazu, den Boden mit Ausgleichsmasse auszugießen um einen ebenen Untergrund zu erreichen.
Mit Ausgleichsmasse hatten wir zwar noch nie gearbeitet, aber die Verarbeitung war ziemlich simpel. Erst Haftgrund auftragen, dann eine Barriere (Holzlatte mit Heißklebe abgedichtet) montieren, Ausgleichsmasse anrühren ausgießen, verteilen, Blasen entfernen und abwarten bis es ausgehärtet ist. Das war in der Tat der einfachste Part und sah ohne Bodenbelag schon echt cool aus.


Wir entschieden uns für einen ganz einfach Bodenbelag nämlich einen PVC Boden von der Rolle. Richtiges Parkett oder Vinyl war uns für den Quadratmeter einfach zu teuer, denn in einem Paket waren immer mindestens 3-5 Quadratmeter zu saftigen Preisen.
Beim PVC Boden haben wir noch einen Schnapp gemacht. Den haben wir zum halben Preis gekriegt, weil er am Rand einen Fehler hatte. War uns wurscht, das fehlerhafte Stück brauchten wir ja nicht.
Aus Papier habe ich eine Schablone vom Fußboden angefertigt und auf den PVC übertragen, geschnitten und mit doppelseitigem Klebeband im Gästeklo verklebt. Hammer! Das sieht echt genial aus. Die Ränder habe ich mit anthrazitfarbenem matten Silikon versiegelt. Das ergab einen schönen Wandanschluß.
Nächster Schritt, der Waschtischunterschrank. Mein Mann hatte den auf Maß saugend in die Lücke konstruiert.
Das passte super. Bis ich darum gebeten habe noch Füße drunter zu schrauben und vor Einbringen der Ausgleichsmasse. Womit er ebenfalls nicht gerechnet hat, war die Tatsache, dass der Fliesenleger damals wohl einen im Tee hatte und das Möbelstück letztendlich an einer zu weit rausstehenden Fliese scheiterte.
Also kurzerhand den Waschtisch in 3 Teile zerlegt, dann war das einparken kein Problem.
Zuvor den Waschtisch noch schick matt schwarz lackiert (das Grundieren und Lackieren zog sich über ca. 2 Wochen hin wegen der Trocknungs- und Aushärtezeiten).
Dann endlich haben wir den Unterschrank an seinen Platz gestellt, zusammengeschraubt, Abfluss und Wasserleitungen montiert und uns gefreut, dass es so toll aussieht.
Die Anschlüsse verschwinden hinter der mittleren Platte, die mit Magneten befestigt ist. Die Ablagen sind für Klopapier, Handtücher und einen Papierkorb.


Die Toilette hatten wir mittlerweile auch geholt und sie zu montieren war der nächste Schritt.
Und wieder. Du löst die alten Schrauben und nimmst das Klo weg. Und jaaaaa, es ließ sich tatsächlich so einfach entfernen.
Aber was guckte das aus der Wand? Ja, die Gewindestangen zum Halten der Toilette. Aber warum war die rechte Stange komplett verbogen? Und wer hatte die Stangen abgeflext? Würde man sie denn noch ausreichend weit aus der Wand drehen können? Was machen wir mit der krummen Stange? Wir waren total genervt und hatten wieder den Abriss vor Augen.
Unser Nachbar (der vom Fach) war die Ruhe selbst und leitete uns an. Natürlich war die Kontermutter der krummen Stange lose und man kam nirgends dran, weil die Löcher mit Beton zugeschmiert waren.
Ich mach es kurz, mein Mann pickte mit Hammer und Meissel vorsichtig die Stange frei, wir drehten die Stange raus und verpassten ihr mit roher Gewalt eine weitere Krümmung in die Gegenrichtung, so dass das Maß zwischen den Stangen stimmte. Die Stange wurde wieder eingeschraubt, mit der Mutter gekontert und mit Blitzzement alles wieder fixiert.
Jetzt fehlte der Wasserzulauf und der Abfluß. Auch hier kürze ich ab, wer lesen kann, erspart sich nasse Füße bei der Inbetriebnahme. Natürlich brauchten wir 2 Versuche und Nerven. So ein modernes Klo schiebt man nicht einfach auf die Gewindestangen auf und dreht ne Mutter drauf. Nein. Das Hightech Klo verfügt über einen ausgeklügelten Mechanismus, der die Schüssel mittels zweier Inbusschlüssel, die gleichzeitig benutzt werden, an die Wand zieht. Für eine achtarmige Krake kein Problem. Für zwei Personen im ein Quadratmeterklo eine echte Herausforderung.
Vorsichtshalber Handtücher vor dem Spülen untergelegt. Spülung betätigt, dicht! Strike!
Haken dran!
Ein paar Stellen musste ich nochmal ausbessern und nachlackieren.
Die Grenzen zwischen weiß und dunkelgrün habe ich mit einer Tapetenleiste in matt schwarz kaschiert, das sieht mega cool (und sauber) aus. Die Leisten sind einfach mit Montagekleber auf die Fuge geklebt. Das Zuschneiden der Leisten hat meinen Mann noch weitere Nerven gekostet, denn keine der Ecken hatte einen rechten Winkel.










Wenn ich das Ergebnis jetzt so betrachte, bin ich immer noch schockverliebt. Das sieht so edel aus. Was ein wenig Farbe so bewirken kann.
Ich würde wieder die Variante Fliesenfarbe wählen, wenn die Substanz des Untergrundes in Ordnung ist. Bei der Wahl des Farbenherstellers würde ich definitiv jemand anderes wählen.
Bei unserem Hauptbad wird ein einfache Streichen leider nicht klappen.
Ach ja, die verrottete Dusche hab ich schon vor nem dreiviertel Jahr abgerissen……… sehr zur Freude meines Mannes.
Glücklicherweise haben wir ein komplett funktionsfähiges Ausweichbad im Keller.
Für alle, die sich für die Materialien und Bezugsquellen interessieren, hier eine Aufstellung.
Alles wurde von uns selbst bezahlt, kein Sponsoring etc
– Fliesenfarbe und Malerzubehör weiss und dunkelgrün – EPODEX
– Malerkrepp und Maskierklebeband – Action
– Waschtischunterbau, Siebdruckplatte und Zuschnitt – Bauhaus
– Waschtischunterbau Primer und Lack Modulan – Hornbach
– Tapete Ananas AS Creation
– Fussboden, Haftgrund und Ausgleichsmasse – Bauhaus
– Bodenbelag, doppelseitiges Klebeband Tesa – Tedox
– Silikon, matt anthrazit, Lugato – Hellweg
– Tapetenleiste und Montagekleber MEM – Bauhaus
– Toilette und Deckel Geberit Icon, Anschlußset und Schallschutz – Megabad Bochum
– Umbauset Spülung – online
– Waschtisch Armatur (normale Armatur umgebaut auf Kaltwasser, Ablauf ersetzt für Waschtische ohne Überlauf), Eckventil, Siphon und Anschlüsse – Bauhaus
– Toilettenbürste – TKmaxx
– Korb – IKEA
– Seife – Body Shop Teebaum – TKmaxx
– Handtücher gross + klein, schwarz, Tarrington – Metro
– Handtücher dunkelgrün – Rituals
– Kosmetiktuchspender – Aldi (Beschriftung selbst)
– Kerze – Rituals
– Spiegel: Rahmen und Spiegeleinsatz – IKEA (Beschriftung selbst)