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Warst du schon mal in der Oper? Ich war vorher noch nie da. Habe immer die Augen verdreht, denn das schrille Singsang war nie mein Fall. Habe da noch Erinnerungen an meine Kindheit, die plötzlich hochpoppen, Anneliese Rothenberger sonntagsnachmittags im Fernsehen bei Oma und Opa…..das Grauen.
In unsere Familie war man zwar immer sehr musikalisch, aber Oper, da hatten wir alle keinen Vertrag mit.
Nun, dann stehe ich mit Kollegen bei einer Führung durch Theater und Oper und die fragen nach Freiwilligen, die bei einem besonderen Projekt mitmachen könnten. Mein Kollege schubste mich nach vorne und meinte, das wäre was für mich.
Puh, echt jetzt? Naja, meine Kontaktdaten hab ich mal da gelassen.
Und ehe ich mich versah, nahm ich am Projekt teil: The voice that you are!
Vorurteile, veraltete Klischeevorstellungen, ist Oper nur noch eine veraltete Kunstform? Lässt sich das Bild wandeln? Wie wird Oper von der Öffentlichkeit wahrgenommen? Wie kann man Menschen bewegen, klassischer Musik eine Chance zu geben?
Das waren die Fragen, die man mir stellte. Das Interview wurde aufgezeichnet und wird im Rahmen einer Performance bestehend aus Tanz, Oper und neuen Medien am 25. Mai 2019 im Baukunstarchiv Dortmund vorgestellt.
Zuerst war ich verunsichert und hatte das Gefühl als Doof dazustehen. Mit Oper hatte ich mich noch nie befasst. Den einzigen Brückenschlag konnte ich mir in Verbindung mit Pop Musik vorstellen. Immerhin gab es ja schon sehr erfolgreiche Cooperationen zwischen Operngesang und Pop. Zu nennen wären da Monserrat Caballé mit Queen, die das fantastische „Barcelona“ interpretiert haben. Auch Andrea Bocelli mit Ed Sheeran haben einen echten Knaller mit „Perfect“ gelandet. Ich gebe zu, dass es durchaus schöne Ansätze gibt. Denken wir mal an den britischen Helden Paul Potts, der bei der Casting Show Britain got talent schwer abgeräumt hatte……. man horchte damals auf. Ach, das ist Oper? Nessun Dorma? Aha, was Klassisches….
Während des Interviews wurde mir bewusst, dass ich tatsächlich den Großteil der Bevölkerung wiederspiegel, die bislang keine Berührungspunkte hatten und auch gar nicht den Drang haben, sich mit Oper zu beschäftigen.

Vielleicht lässt sich das ändern. Der breiten Masse diese Kunstform zugänglich machen und vielleicht auch so aufbereiten, dass sich auch Jüngere damit identifizieren? Mal sehen, das Gespräch mit den Verantwortlichen war ziemlich interessant.
Als Dankeschön bekam ich eine Freikarte für eine Oper meiner Wahl. Und da ich das Nessun Dorma ganz schön fand, schlug man mir die Oper Turandot vor, aus der dieses Lied stammt. Giacomo Puccini.….. sein letztes Stück.

Ok, wir gehen in die Oper. Sonntagnachmittag. Rechtzeitig zur Einführung, das heisst, man hatte die Möglichkeit sich die Handlung erklären zu lassen. Das Stück wird in italienisch gesungen….naja, sehr sinnvoll wenn man weiß um was es geht. (Hinweis, es gab eine Obertext mit der deutschen Übersetzung)
Handlung verstanden, mal umschauen, wer sich da so im Opernhaus tummelt. Eigentlich ein sehr buntes Publikum, auch wenn überwiegend ältere Menschen anwesend waren. Es ließ sich nicht leugnen, der Geruch nach Mottenpulver und altem Schweiß war präsent. Der Duft von schweren süßen Parfüms waberte durch die Reihen…..
Tolle Plätze hatten, wir. Erst ein Bierchen zur Stärkung und dann los.

Neben uns nahm eine Familie Platz, von der wir sicher waren, die gehörten auch zum Projekt und hatten die Karten im Rahmen dieses Versuches erhalten. Sonderlich begeistert sahen sie nicht aus.

Das Licht wurde gedimmt, die Musik setzte ein und das Drama begann. Es handelte sich wirklich um ein Drama. Blutrünstig und fies.
Man musste sich tatsächlich auf das, was auf der Bühne geschah einlassen und treiben lassen. Stimmgewaltige Vorträge, mal als Chor, dann die Einzeldarsteller, es war schon ergreifend. Die Stimme der Prinzessin Turandot empfanden wir als sehr schrill und etwas nervig, die anderern waren etwas gefälliger. Und ehe wir uns versahen, war Pause.
Die besagte Familie neben uns hatte in der Pause aufgegeben und sah sich den zweiten Teil nicht mehr an. Wir waren tapfer und wollten jetzt auch sehen, wie das Drama ausgeht. Direkt nach der Pause sang Kalaf, der Sohn des Timurs das berühmte Nessun Dorma – Niemand schlafe! Das war echt cool. Die Musik und der Gesang, steigerten sich bis zum Höhepunkt und das endete in einem fulminanten Finale. Sowohl das Orchester als auch die Sänger, das Licht, die Kulisse, das war einfach wahnsinnig mitreißend.
Der Applaus wollte nicht enden , standing ovations, einfach großartig. So ein tolles Erlebnis!
Oper? Nicht jedes Wochenende, aber hin und wieder eine wirklich schöne Abwechslung! Gib der Oper eine Chance!
Bis dahin trällern wir die Fangesänge auf der Tribüne im Stadion……nicht schön, aber laut.